Ist Social Plastic in Textilien wirklich nachhaltig?

Social Plastic

Social Plastic, vor allem Ocean Plastic, wird im Merchandise- und Modebereich immer wieder als nachhaltig beworben. Doch ist das wirklich so oder handelt es sich um eine reine Verkaufsstrategie? Sind Firmen, die recycelte Kunststoffe in Textilien verarbeiten oder die Produkte vertreiben wirklich „Green“ oder wird dort, wie so oft, lediglich „Greenwashing“ zugunsten des finanziellen Profits betrieben? Wir beleuchten hier etwas die Hintergründe.

Warum Kunststoffe in Textilien nichts verloren haben

Wusstest du schon, dass laut einer Studie des Bundesumweltamtes pro Jahr bis zu 400 Tonnen Mikroplastik alleine in Deutschland durch den Waschabrieb von Kunststofffasern in die Umwelt freigesetzt werden? Das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik kommt hier sogar auf weit höhere Werte. Somit ist der Faserabrieb unter den Top 10 der Ursachen für Mikroplastik in Deutschland. Noch nicht berücksichtig ist hierbei die Fragmentierung der weggeworfenen Kleidungsstücke, denn recyceln kann man sie meist nicht mehr. 

Die International Union for Conservation of Nature IUNC spricht sogar davon, dass synthetische Textilien die Hauptquelle für Mikroplastik in Asien, Afrika und dem Nahen Osten sind. Auch wenn Studien hier zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen – alle liefern erschreckende Zahlen und Mikroplastik ist inzwischen allgegenwärtig – die Folgen für Mensch und Natur sind immer noch nicht absehbar.

Polyester ist langlebig, widerstandsfähig und vergleichsweise günstig. Deshalb ist es auch in der Textilindustrie weit verbreitet – Tendenz steigend. Es wird aus Polyethylenterephthalat (PET) hergestellt, einem thermoplastischen Kunststoff. PET basiert auf Erdöl und somit auf einem nicht-erneuerbaren, klima- und umweltschädlichen Rohstoff.

Für die Erdöl-Gewinnung werden Natur, Tiere und Menschen irreversibel geschädigt, indem große Waldflächen gerodet, Flüsse und Meere verschmutzt und Menschen ausgebeutet werden. Die Reserven sind begrenzt und die Methoden zur Förderung des Rohstoffs werden ökologisch immer bedenklicher. Und wenn wir mal ehrlich sind, wer möchte schon Erdöl auf der Haut tragen?

Ja, aber Social Plastic ist doch nachhaltig und säubert z. B. unsere Meere, oder?

„Social Plastic“ oder auch „Ocean Plastic“ hört sich super an und verkauft sich auch gut, ist jedoch äußerst problematisch für unsere Umwelt. Zur angesprochenen Mikroplastik-Thematik kommen oft noch lange Transportwege hinzu. Laut einem Spiegel-Interview mit Kai Nebel (Leiter Forschungsschwerpunkt Nachhaltigkeit und Recycling an der Universität Reutlingen) befinden sich die meisten Recycling-Anlagen in Asien, wo nicht genügend PET vorhanden ist und deshalb aus Europa oder Amerika angeliefert werden muss. Zudem werden durch das Einsammeln, Waschen, Entfärben und Einschmelzen im Recycling-Prozess große Mengen an Ressourcen verbraucht.

Obwohl recyceltes Polyester etwa 60 Prozent weniger Energie zur Herstellung benötigt als reines Polyester, ist der Energieverbrauch hier immer noch weitaus höher als bei (Bio-) Baumwolle oder Hanf.

Polyesterfasern im Verbund mit anderen Fasern wie Baumwolle sind außerdem meist nicht mehr weiter zu recyceln und somit aus dem Wertstoffkreislauf genommen. Am Ende landet das mühevoll aus dem Meer gefischte Plastik wieder in unserer Umwelt, dann jedoch dauerhaft – als Mikroplastik.

Das Recycling von PET rechtfertigt für viele Verbraucher die Verwendung von Kunststoff, da es sie glauben lässt, etwas Gutes für die Umwelt zu tun. In Wahrheit profitiert nicht die Umwelt, sondern die Konzerne, die mit dieser Art von Greenwashing werben. Wenn wir wirklich umweltbewusst handeln wollen, sollten wir vor allem unseren Konsum überdenken und Plastik (wo es geht) vermeiden.

 

Quellen und Links:

Quellen für Mikroplastik mit Relevanz für den Meeresschutz in Deutschland (Umweltbundesamt)

Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik (Fraunhofer Institut UMSICHT)

Ecological Footprint and Water Analysis of Cotton, Hemp and Polyester (Stockholm Environment Institute)

Primary Microplastics in the Oceans (International Union for Conservation of Nature)

Kleidung aus Plastikschrott – macht das Sinn? (Der Spiegel)

Bilder: Pixabay